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Feles Cum Libero

Von (un)geschriebenen Briefen
Feles Cum Libero am 16.03.2015 um 19:03

Jahrelang hatte ich mir überlegt, Terry Pratchett einen Brief zu schreiben, doch ich tat es nie.
Warum nicht?
Nun, da war zum einem der Punkt, dass ich nicht so recht wusste, an welche Adresse ich schreiben sollte. Und machte man so etwas noch auf Papier oder bereits per E-Mail?
Diese Probleme hätten sich natürlich überwinden lassen.
Dann war da noch die Sache, dass Terry wahrscheinlich gar nicht dazugekommen wäre, diesen Brief zu lesen, geschweige denn zu beantworten. Bekanntlich stapelte sich bei ihm ein Gebirge an Fanpost, auch wenn er sie beharrlich bearbeitete.
Aber letzten Endes wäre doch die Antwort und das Gelesen Werden gar nicht mal so wichtig gewesen, wie das Schreiben an sich, oder?
Der schwerwiegendste Punkt war, dass ich nicht so richtig wusste, was ich schreiben wollte. Etwa ''Lieber Terry, ich bin Dein größter Fan!''?
Eher nicht.
Dieses ''Was soll ich denn sagen?'' war auch der Grund, warum ich mit Terry auf einer Convention nie wirklich ein Gespräch gekommen bin. Und das, obwohl ich ihn dort als Fan-nahen, zugänglichen Menschen erlebt habe.
Nachdem mein Vater gestorben war, wollte ich dann endlich doch mal diesen Brief schreiben, meine Schüchternheit überwinden. Terry für seine unzähligen Geschichten und Welten danken, für die besonderen Menschen, die ich dadurch kennenlernen durfte. Davon erzählen, dass er mir ein zu Hause außerhalb meines zu Hauses und eine Familie außerhalb meiner Familie gegeben hatte. Ihm schildern, wie sehr mir seine Bücher und Charaktere beim Tod meines Vaters geholfen hatten, allen voran Tiffany Aching.
Dazu kam es nicht mehr.
Doch seltsamerweise bereue ich es nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass es mit Sicherheit andere Menschen gegeben hat, die Terry, wenn nicht das gleiche, so doch sehr ähnliches geschrieben haben. Terry wusste, was sein Werk seinen Fans bedeutete. Da kommt es auf einen Brief mehr oder weniger nicht an.
Und immerhin habe ich ihm auf einer Convention Schokolade angeboten. Auch wenn er sie abgelehnt hat, denn er war auf dem Weg zur Bar, ''looking for a strong drink''.
So erhebe ich denn das Glas und spreche einen Toast:
To Terry! And all the written and unwritten letters!

Kommentare

binky schrieb am 17.03.2015 um 11:59:
Was ein schöner Eintrag- kann das meiste geschriebene absolut nachvollziehen...
Rapunzia Apfelkorn schrieb am 17.03.2015 um 15:34:
Du hast mir so sehr aus dem Herzen gesprochen,... Wort für Wort,.... danke !
Auf Terry, der hoffentlich vielleicht wenigstens ahnte, wievielen Menschen er so sehr geholfen hat !
GNU Terry Pratchett
Lady Sybil schrieb am 19.03.2015 um 09:30:
Davon gibt es bei mir auch einige, überlege sie endlich zu schreiben
Aglaranna schrieb am 14.06.2015 um 21:57:
Also gibt es noch mehr von meiner Sorte? Das ist beruhigend.

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