Meine Bücherwürmer


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Autor Ben Dylan Aaronovitch Berlin 2018

Bei klirrender Kälte machte ich mich mit nef von den Buchjunkies am Abend des 27. Februar 2018 auf zum Wasserturm im Berliner Bergmannkiez. Hier veranstalteten die Otherland Buchhandlung gemeinsam mit der Hammett-Krimibuchhandlung eine Lesung mit Ben Aaronovitch, der in seinen Rivers of London / Die Flüsse von London-Romanen Fantasy und Crime miteinander vermischt.

Das Sprichwort Frühes Erscheinen sichert gute Plätze bewahrheitete sich an diesem Abend einmal mehr. Der Wasserturm war bis auf den letzten Stuhl gefüllt und einige Spätankömmlinge mussten mit Stehplätzen an der Tür vorliebnehmen. Im Publikum trafen wir auf einige bekannte Gesichter, darunter auch die Young Adults-Autorin Cornelia Franke, die wie sich herausstellte, ebenfalls gerade erst mit den Büchern von Ben Aaronovitch begonnen hatte. Ich selbst hatte erst am Vortag als Vorbereitung auf die Lesung Rivers of London / Die Flüsse von London beendet. Nachdem ich nach der Lesung mit Joe Abercrombie, die ebenfalls hier im Wasserturm stattfand, mit seinen Romanen begann, bedauerte ich es, nicht gleich alle gekauft und an dem Abend signieren lassen zu haben. Diesen Fehler wollte ich kein zweites Mal begehen und fand so diesmal vor der Lesung heraus, ob mir der Autor zusagen würde. Da mir Rivers of London / Die Flüsse von London gefallen hat, werde ich demnächst auch die weiteren Bände der Reihe lesen, die ich kurz vor der Lesung vor Ort erstanden habe. Zudem nutzte ich an diesem Tag meine Mittagspause um auch die Graphic Novels zur Reihe zu besorgen. So saß ich also gut vorbereitet und mit prall gefülltem Rucksack in der zweiten Reihe.

Überraschenderweise setzte sich Ben Aaronovitch schon fünfzehn Minuten früher auf die Bühne und begann mit dem Publikum zu plaudern. Vor allem interessierte ihn, ob wir denn wir denn wirklich eine Lesung haben möchten oder ob er nicht gleich zum Fragen-und-Antworten-Teil übergehen könnte. Zum einen sind Lesungen im englischsprachigen Raum nicht sonderlich üblich, zum anderen hielt er sich auch nicht für einen guten Vorleser. Da das Publikum sich jedoch eine Lesung wünschte, las er anschließend das erste Kapitel des erst zwei Tage zuvor fertiggestellten nächsten Rivers of London / Die Flüsse von London-Romans vor. Diesmal hat er einen neuen Rekord aufgestellt und die vom Verlag gesetzte Deadline für die Abgabe nur um einen Monat überzogen. Trotz einiger kleiner Verhaspler, bei denen er sich selber darüber ärgerte, was für lange Sätze er seinen Hauptcharakter immer wieder sprechen lässt, feierten ihn die Anwesenden mit jeder Menge Applaus.

Nach dem kurzen Abschnitt aus Lies Sleeping / Die Glocke von Whitechapel, das im November erscheinen soll, nahm Ben Aaronovitch Fragen aus dem Publikum entgegen. Das freie Sprechen lag ihm deutlich mehr und er nutzte die Gelegenheit, um uns von seiner Arbeit als Drehbuchautor und Buchhändler zu erzählen. Zudem erklärte er, wie er zu den Personifizierungen der Flüsse inspiriert wurde und verriet, dass er eigentlich gar keine Ahnung von Architektur oder Autors hat und seinen Hauptcharakter hier mit Hilfe eines Fachbuches und den Aussagen des Fernsehmoderators Jeremy Clarkson fachsimpeln lässt. Auf die Frage, ob es demnächst endlich eine Anthologie mit den Kurzgeschichten zu den Rivers of London / Die Flüsse von London-Romanen geben würde, zeigte sich Ben Aaronovitch enttäuscht, dass der Verlag, nicht wie von ihm erhofft, seine für die Waterstones-Ausgaben der Romane geschriebenen Kurzgeschichten zusammen mit seiner Novelle The Furthest Station / Geister auf der Metropolitan Line in einem Band veröffentlicht hat. Er und der Verlag beabsichtigen aber auf jeden Fall in den nächsten Jahren so einen Sammelband zu veröffentlichen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass seine Kurzgeschichten zusammen mindestens 80.000 Wörter erreichen. Ben Aaronovitch geht davon aus, dass das in drei bis maximal zehn Jahren soweit sein wird. Auch auf Deutschland kam er zu sprechen. Derzeit ist er zur Recherche für zukünftige in Deutschland spielende Novellen im Land und besucht noch Mainz und Mannheim. Ihm sind auch schon einige wichtige kulturelle Unterschiede aufgefallen, insbesondere bei der Polizeiarbeit, so wie er sie im Tatort beobachtet hat. Deutschland ist für ihn auch ein wichtiger Markt, da sich hier seine Bücher extrem gut verkaufen. Scheinbar werden in Deutschland sogar mehr englischsprachige Exemplare seiner Romane verkauft, als in Amerika. Er vermutet, dass es daran liegt, dass hier gerne jegliche Art von Krimis gelesen werden. Ben Aaronovitch beantworte die Fragen seiner Fans ausführlich und mit viel Humor.

Im Anschluss an die einstündige Fragerunde signierte er noch fleißig die Bücher der Gäste und unterhielt sich nebenbei weiter angeregt mit ihnen. Nachdem er mit dem Signieren meines Bücherstapels durch war und wir festgestellt hatten, dass wir beide nicht genug Platz für Bücherregale in unseren Wohnungen haben, ging es zurück in die Kälte. Otherland hat beim monatlich stattfindenden Gatherland schon angedeutet, dass sie dieses Jahr noch einige weitere hochkarätige Autoren zu Gast haben werden. Ich bin schon sehr gespannt, was für weitere unterhaltsame Abende uns noch erwarten.