Am Freitag, den 13. März 2015, las Eoin Colfer in der Dussmann-Buchhandlung in Berlin aus seinem gerade in Deutschland erschienenen Buch The Hangman's Revolution / Der Klunkerfischer. Ich verbrachte den Tag mit nef von den Buchjunkies auf der Buchmesse in Leipzig, von wo wir früh aufbrachen, um auch noch die Lesung von Eoin Colfer in Berlin mitzunehmen. Netterweise saß mein Chef schon vor Ort und hielt uns zwei gute Plätze frei. Dennoch war es eine sehr knappe Angelegenheit, denn wir mussten uns durch den Berliner Feierabendverkehr nach Hause kämpfen, hatten nur kurz Zeit, um die neben der Tür schon auf uns wartenden Bücher von Eoin Colfer zu greifen und uns mit dem öffentlichen Nahverkehr auf ins Stadtzentrum zu machen. Gerade pünktlich zur Lesung trafen wir ein.
Zusammen mit Eoin Colfer saß Schauspieler Matthias Scherwenikas auf der Bühne, las Passagen aus der Übersetzung vor, stellte Fragen und moderierte durch die Veranstaltung. Eoin Colfer stellte sich dabei als gesprächig und witzig heraus. Er erzählte viel von seiner Familie und seinem Schaffensprozess. Er hat unter anderem fünfzehn Jahre als Lehrer gearbeitet und kennt sich daher mit seiner jungen Leserschaft gut aus. Er weiß, dass sie sich für intelligenter als die sie umgebenden Erwachsenen halten, weshalb er sich Mühe gibt, die Bücher so kompliziert wie möglich zu machen, damit diese sich nicht von Oben herab behandelt fühlen. Wie er die Herausforderung einer Zeitreiseromanreihe wie W.A.R.P. angehen kann, hat er von Terry Pratchett und Douglas Adams gelernt. Das Geheimnis ist Humor. Terry Pratchett verstarb am Vortag, was Eoin Colfer sehr traurig gestimmt hat. Aus gegebenen Anlass trug ich an diesem Tag ein schwarzes Sweatshirt vom Ankh-Morpork e.V., auf das er mich beim anschließenden Signieren ansprach, und das er am nächsten Tag auf der Leipziger Buchmesse wiedererkannte, als ich ihm erneut begegnete¹.
Leider trübte der deutschsprachige Teil des Abends etwas diesen ansonsten herrlichen Event. Zwar las Matthias Scherwenikas die Abschnitte aus The Hangman's Revolution / Der Klunkerfischer richtig stimmig vor, doch die Auswahl war weniger ideal. Hauptfiguren des Buches sind Chevron und Riley, doch Riley kam in keiner der vorgelesenen Passage vor. Stattdessen hörten wir zwei Ausschnitte in denen Chevron in einer alternativen Realität gefangen ist und mit der Stimme in ihrem Kopf kämpft. Für die Zuhörer, die das Buch noch nicht gelesen hatten, was laut einer kurzen Umfrage zu Beginn der Lesung wohl auf alle bis auf drei Personen im Raum zutraf, war dies sehr verwirrend und tat dem wirklich guten Buch keinen Gefallen. Dazu kam, dass Herr Scherwenikas sich bei seinen Fragen sehr auf Professor Charles Smart versteift hatte, der im Roman nur einen kurzen Auftritt hat und neben der Haupthandlung völlig verblasst. Noch schlimmer wurde es immer dann, wenn er Eoin Colfers Antworten übersetzte. Zum einen fiel sehr viel vom Gesagten unter den Tisch und zum anderen schmückte er zusätzlich aus und machte einige große Fehler, so dass ihn zwischenzeitlich sogar das Publikum durch Zurufe korrigierte. Da scheinbar sogar die Anwesenden Kinder Eoin Colfers Englisch verstanden haben, waren diese schlechten Zusammenfassungen mehr als unnötig.
Den dritten Band von W.A.R.P. hat Eoin Colfer übrigens schon fertiggestellt und er soll im September 2015 erscheinen.
¹ In Erinnerung an Terry Pratchett eine Fußnote in meinem Bericht: Schließlich habe ich einige Bücher von Eoin Colfer im Regal stehen und konnte mir durch die zwei Besuche bei Signierstunden immerhin sechs signieren lassen. Ich habe mich im Nachhinein so geärgert, dass ich Ende 2009 nicht zu seiner Lesung von And Another Thing... / Und übrigens noch was... * gegangen bin. Zu dem Zeitpunkt hatte ich erst eines seiner Bücher gelesen.
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Berlin am 13.03.2015