Der große Gott Om hat ein Problem. Vor drei Jahren wollte er als mächtiger Stier in Omnien materialisieren und endete als einäugige Schildkröte. Die Macht der Götter auf der Scheibenwelt ist abhängig vom Glauben ihrer Anhänger und die Anhänger von Om glauben nicht mehr an den Gott, sondern nur noch an die Kirche. Drei Jahre schlug sich Om auf dem Wüstenboden durch, bis ihn ein Adler in die Lüfte trug und über der Großen Zitadelle fallen ließ. Die Hoffnung des Adlers, dass die kleine Schildkröte auf den Steinen der Zitadelle zerschmettert und ein gutes Mittagessen abgibt, erfüllte sich wie durch ein Wunder nicht. Om landete in einem Misthaufen und der stand in der Nähe seines letzten Gläubigen.
Brutha kennt alle Bücher der Propheten auswendig. Dafür hat nicht nur sein nahezu perfektes Gedächtnis, sondern vor allem auch seine Großmutter gesorgt, die ihm die Religiosität mit dem Rohrstock eingeprügelt hat. Nun arbeitet Brutha als Novize in der Großen Zitadelle. Sein Leben hier ist geprägt von harter Arbeit und religiösem Unterricht. Bis er eines Tages die Stimme einer einäugigen Schildkröte hört, die von sich behauptet, der Große Gott Om zu sein. Brutha glaubt, dass es sich bei der Stimme eher um einen Dämonen handeln muss und auch sein Novizenmeister ist dieser Meinung. Dennoch kann es Brutha nicht zulassen, dass die Schildkröte im Kochtopf landet und befreit sie aus der Küche. Seine Streitgespräche mit Om ziehen jedoch bald die Aufmerksamkeit von Vorbis auf sich.
Vorbis, oberster Quisitor der omnianischen Kirche und damit zwar nicht deren ranghöchstes, aber definitiv gefährlichstes Mitglied, sucht nach einem Weg das ungläubige Nachbarland Ephebe zu unterwerfen. Denn von hier stammen mehrere ketzerische Schriftstücke, die für Unruhe in Omnien sorgen. Doch der Palast von Ephebe wird von einem Labyrinth geschützt, dass nur wenige durchqueren können. So kommt ihm Bruthas perfektes Gedächtnis gerade recht. Brutha soll Vorbis bei einem Staatsbesuch begleiten und sich den Weg durch das Labyrinth einprägen, so dass Vorbis die eigenen Truppen hineinschleusen kann.
In der Zitadelle versteckt sich auch eine Verschwörergruppe, die die Ermordung von Vorbis plant und die Wahrheit über die Form der Welt verbreiten möchte. Die ketzerischen Schriften aus Ephebe haben sie gelehrt, dass die Welt keine Kugel ist, wie die omnianische Kirche behauptet, sondern eine Scheibe, die auf dem Rücken von vier Elefanten ruht, die wiederum auf dem Rücken einer Schildkröte stehen. Von ihnen wird Feldwebel Simony ausgewählt, den Staatsbesuch zu begleiten und beim Angriff auf Epehebe den dort lebenden Philosophen Didactylos zu beschützen. Von diesem stammt das Buch, das die Form der Welt beschreibt und das für die Verschwörergruppe zur neuen Wahrheit geworden ist.
In Ephebe gelingt Vorbis der Staatsstreich, doch Simony gelingt es im Gegenzug mit Bruthas Hilfe Didactylos und dessen Neffen aus dem Land zu schleusen. Vorbis nimmt sofort die Verfolgung über den Seeweg auf. Doch dank der zornigen Meeresgöttin geraten beide Schiffe in Seenot. Kurze Zeit später findet sich Brutha an die Küste angespült wieder. Vor ihm ist nur die Wüste und ein weiter Weg zurück in seine Heimat und in seiner Nähe liegt der benommene Vorbis. Während Om verlangt, dass Brutha Vorbis tötet oder zumindest am Strand liegen und sterben lässt, entschließt sich Brutha stattdessen Vorbis durch die Wüste zu tragen. Und auch als sie auf einen verletzen Löwen treffen, versucht Brutha ihm eher das Leben zu retten, als auf seinen Gott zu hören. Om muss langsam einsehen, dass er Brutha keine Vorschriften machen kann und dass dessen ausgeprägtes Gewissen zu einer zunehmenden Belastung in ihrer Beziehung führt.
Small Gods / Einfach göttlich ist eines der frühen Meisterwerke von Terry Pratchett. Mit Vorbis ist ihm ein gefährlicher und erschreckender Antagonist gelungen, der andere Menschen dazu bringt, grausam zu handeln und wie er zu denken. Ihm gegenüber steht Brutha, der nicht korrumpierbar scheint und seine Werte nicht mal im Angesicht seines mächtigen Gottes und für einen leichteren Ausweg aus schwierigen Situationen aufgeben will. Om, der sich zuvor überhaupt nicht für die Menschen die ihn verehrten interessiert hat, ist gezwungen mit anzusehen, was in seinem Namen für abscheuliche Taten vollbracht werden. Er wird zum Auge des Lesers und erkennt schnell, dass normale Menschen ohne Hinterfragen zu unvorstellbaren Grausamkeiten fähig sind, wie auch schon das Milgram-Experiment gezeigt hat. Das Hauptproblem für Om, dass ihm die Gläubigen ausgegangen sind, weil sich seine Kirche starr ritualisiert hat und nur noch dem Durchführen von Zeremonien und Einhalten von Strukturen Aufmerksamkeit geschenkt wird, wodurch das Verhältnis zwischen Gott und Gläubigen völlig abhandenkommt, die Religion also komplett ohne ihren Gott auskommt, ist zentrales Motiv und Denkanstoß hinter Small Gods / Einfach göttlich. Dennoch ist das Buch gewürzt mit viel Humor und beinhaltet auch den Funken Hoffnung, dass es sich noch zum besseren entwickeln kann. Wie so häufig ist Terry Pratchett hierbei nicht aufdringlich, zeigt aber Alternativen und gibt Denkanstöße.
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Small Gods / Einfach göttlich