Furia Salamandra Faerfax ist fünfzehn Jahre alt und lebt in einem alten Landsitz in England. Ursprünglich stammt ihre Familie aus Deutschland, wo sie unter dem Namen Rosenkreutz Teil einer Gruppierung waren, die die Bibliomanten, die Büchermagier, überwachten. Doch ein Streit zwischen den beteiligten Familien eskalierte so sehr, dass zwei der fünf Familien fast vollständig ausgelöscht wurden. Die letzten überlebenden Rosenkreutz flohen nach England und versteckten sich dort in einer abgeschiedenen Gegend unter dem Namen Faerfax. Mit ihnen gereist ist ihre Bibliothek, die seitdem in den Tunneln unter dem Anwesen Wildwuchs betreibt. Furia, die ihr Seelenbuch, welches ihr vollen Zugang zu ihren bibliomantischen Fähigkeiten gewähren könnte, noch nicht gefunden hat, schleicht sich ohne Wissen ihres Vaters Tiberius immer wieder in die gefährlichen Gänge und stöbert in den dort lagernden Schätzen. Trotz ihrer eingeschränkten Magie kann sie sich schon ganz gut gegen die in den Gängen lauernden Kreaturen zur Wehr setzen. Besonders angetan hat es ihr ein Räuberroman ihres Vorfahren Siebenstern aus dem ihr ihre verstorbene Mutter immer vorgelesen hat. Dieses Buch muss sie auch vor ihrem Vater verstecken, denn dem ist Siebenstern ein besonderes Dorn im Auge.
Siebensterns Leere Bücher waren es vor über hundert Jahren, die zum Streit geführt und die Familie Rosenkreutz fast ausgelöscht haben. Die Leeren Bücher sind wunderschön und einzigartig gestaltet, so dass sie in den Bibliotheken der wohlhabendsten Sammler untergekommen sind. Doch bei ihnen handelt es sich um tickende Zeitbomben. Der Zauber, der ihnen inne wohnt und der sich zu einem unbekannten Zeitpunkt ausgelöst wird, kann die Schrift aus allen Büchern der Welt verschwinden lassen. Damit wäre die Biliomantik am Ende. Niemand weiß, warum Siebenstern diese Bücher geschaffen hat, doch Tiberius hat es sich zum Ziel gemacht, sie alle aufzuspüren und zu zerstören. Zu diesem Zweck bricht er, teils mit Hilfe seiner Tochter, in private Bibliotheken ein, um dort die Leeren Bücher zu stehlen. Zuhause vernichtet er sie dann mit Hilfe von Schattentinte und hineingeschlagener Nägel.
Als Furia ihren Vater wieder einmal begleitet kommt es zur Katastrophe. Mit Hilfe seiner Magie gelangen sie in die fremde Bibliothek und geraten mitten in einen anderen Konflikt. Anscheinend sind bereits magisch begabte Eindringlinge vor Ort und die Wachen des Hausbesitzers eröffnen das Feuer. Eine Kugel trifft ihren Vater und nur mit Hilfe einer anwesenden Bibliomantin können sie nach Hause zurückkehren. Hier jedoch stirbt Tiberius in den Armen seiner Tochter. Als wäre das nicht schlimm genug, wird ihr Haus angegriffen. Man hat ihre Familie aufgespürt. Jetzt gibt es nur noch eine Sache, die für Furia wichtig ist. Sie muss ihren kleinen Bruder Pip in Sicherheit bringen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Angreifer sind zahlreich und geben sich so schnell nicht geschlagen.
Furia gelingt es nicht Pip zu retten und kann selbst nur ganz knapp ihren Verfolgern entkommen. Um Hilfe zu finden, muss sie nach Libropolis, der für die normale menschliche Wahrnehmung unsichtbaren Bücherstadt, zu der ein Zugang in London existiert. Hier trifft sie auf den mysteriösen Finnian, die waghalsige Cat und Bürgermeister Kyriss, einem Bekannten ihres Vaters. Nun stellt sich jedoch die Frage: Wer ist Freund und wer ist Feind? Schnell muss Furia feststellen, dass ihr Vater ihr Einiges über die Welt außerhalb ihres abgeschiedenen Hauses verschwiegen hat. Um zu überleben und ihren Bruder zurückzubekommen, muss sie ihr Seelenbuch finden und die Geheimnisse ihrer Familiengeschichte lüften.
Furias Abenteuer führt sie zwischen die Fronten einer Rebellion und konfrontiert sie mit vielen harten Entscheidungen. Nach einer Einführung in ihr Leben wird das Buch ab dem Angriff auf ihr Haus rasant und spannend. Die Charaktere sind abwechslungsreich und interessant. Leider überleben einige nicht lange genug, um ihr volles Potential auszuschöpfen. Auf die Regeln und Möglichkeiten der Bibliomantik wird leider nicht großartig eingegangen, so dass man sich als Leser nie sicher sein kann, welche Möglichkeiten den magisch begabten Charakteren in ausweglos erscheinenden Situationen überhaupt zur Verfügung stehen würden. Am Ende von Die Seiten der Welt steht die Welt vor einem größeren Wandel. Kai Meyer hat bereits eine Fortsetzung angekündigt und ich bin gespannt, auf welchen Aspekt der Bücherwelt sich diese konzentrieren wird.
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