1954 beendet der zweiundzwanzigjährige Farbige, Atticus Turner, seinen Kriegsdienst und kehrt aus dem Süden der U.S.A. in seine Heimat Chicago zurück. Sein Vater, mit dem er sich wegen seines Gangs zum Militär zerstritten hat, hat ihm einen Brief geschrieben, in dem er von einem geheimen Geburtsrecht spricht, dass Atticus bisher vorenthalten wurde. Er hat irgendetwas in der Familiengeschichte seiner verstorbenen Frau entdeckt, dass ihn stark beschäftigt hat. So stark, dass er scheinbar nicht einmal auf Atticus' Ankunft in Chicago gewartet hat, sondern bereits alleine in den äußerst abgelegenen Ort Ardham gefahren ist, um dort mehr herauszufinden.
Atticus folgt ihm zusammen mit seinem Onkel George und seiner Jugendfreundin Letitia. Schon die Fahrt birgt einige Gefahren, da Farbige in dem Gebiet, dass sie durchqueren müssen, nicht gern gesehen sind. Am Rande des letzten Orts vor Ardham versucht der Sheriff sogar sie umzubringen. Doch etwas Wildes im Wald verhilft ihnen zur Flucht, indem es die beiden Deputys tötet. Nachdem die Drei den Wald durchquert haben, erreichen sie endlich Ardham. Man erwartet sie bereits im Herrenhaus, das den Ort überblickt. Ein Butler teilt ihnen mit, dass ihr Gastgeber, Mr. Braithwaite, und Atticus' Vater gerade unterwegs sind, aber bald zurückkehren werden. In den luxuriösen Zimmern, in die sie geführt werden, finden sie perfekt sitzende Kleidung und eine Auswahl ihrer Lieblingsbücher vor. Atticus, George und Letitia trauen dem Braten nicht und beschließen sich in diesem fast vollständig von der Außenwelt abgeschnittenen Ort einmal genauer umzusehen.
So beginnt das erste von acht kleinen Abenteuern im Buch. Bei Matt Ruff ist kein Buch wie das andere. Ganz bewusst schreibt er immer wieder in einem anderen Genre. In Lovecraft Country / Lovecraft Country treffen Rassenprobleme und mythologischer Horror aufeinander. Dies ist nur auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Kombination. In den ersten zeitgenössischen Geschichten aus dem Bereich versteckten sich noch mehr oder weniger offensichtlich die Ängste der Weißen vor den Farbigen. Und wie Matt Ruff in den Anhängen betont, brachte der mythologische Horror für die farbigen Protagonisten kaum einen zusätzlichen Schrecken, mit dem sie sich nicht in ähnlicher Form eh schon in ihrem Alltag konfrontiert sahen. Es gab erstaunlich viele Wege, in denen Farbige diskriminiert werden konnten, an die man im ersten Augenblick gar nicht denken würde und die der Roman demonstriert.
Die Idee zum Roman basiert Teilweise auf dem Konzept für eine TV-Serie in der jeder Protagonist mindestens einmal im Zentrum seiner eigenen Geschichte stehen sollte. Um diese Grundidee beizubehalten sind die Kapitel episodenhaft angelegt. Sie verbinden sich jedoch zu einem vollständigen Roman mit Anfang und gemeinsamen Ende. Die Handlung begleitet Atticus, seine Verwandten und engen Freunde bei ihren über die Jahre stattfindenden Aufeinandertreffen mit den Anhängern eines alten Geheimbundes. Dieser nutzt übernatürliche Rituale dazu, seine Macht auszubauen. Die Helden des Buches zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets bereit sind, Widrigkeiten mit denen sie konfrontiert werden zu bekämpfen und sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden.
Ich fand Lovecraft Country / Lovecraft Country faszinierend und unterhaltsam zugleich. Der lockere Tonfall der Charaktere trug sehr dazu bei, dass der Roman nicht zu düster wurde oder hoffnungslos wirkte. Wieder einmal hat mich Matt Ruff neuen Themen näher gebracht.
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Lovecraft Country / Lovecraft Country