An dem Tag an dem der Wissenschaftler Willis Linsay verschwindet und sein Haus niederbrennt, taucht im Internet die Bauanleitung für einen Stepper auf. Überall auf der Welt beginnen Kinder der Anleitung zu folgen und verschwinden plötzlich. So auch der dreizehnjährige Joshua Valienté, der sich jedoch im Gegensatz zu den anderen Kindern nicht gleich übergeben muss und in Panik verfällt, als er sich plötzlich auf einer anderen Erde wiederfindet. Er bleibt ruhig und beginnt den anderen Kindern zu helfen zurückzukehren.
15 Jahre später ist die Verwendung von Steppern alltäglich geworden. Es ist nun bekannt, dass die Geräte nur von ihrem jeweiligen Erbauer benutzt werden können und dass sie den Benutzer um eine Erde weit versetzen. Beim Steppen gibt es zwei Richtungen, die Ost und West genannt werden und in beide Richtungen scheint es von der ursprünglichen Erde eine vermutlich endlose Kette weiterer Erden zu geben. Auf den anderen Erden gibt es Vegetation und Tiere, ähnliche Geographie und dieselbe Tageszeit, aber keine menschliche Bevölkerung. Zumindest gab es früher keine, doch in 15 Jahren strömten die Menschen aus allen Kontinenten in beide Richtungen die Kette hinunter, um in einer neuen Welt ihr Glück zu suchen. Jedes Steppen verursacht erst einmal Übelkeit und alle Gegenstände aus Eisen bleiben zurück. Außerdem sind einige Personen gar nicht in der Lage zu steppen. Joshua hingegen ist in der Lage auch ohne die Hilfe eines Steppers die Erden zu wechseln, zudem wird ihm dabei nicht übel. Da ihm längere Einsamkeit nichts ausmacht, ist er der ideale Weggefährte für Lobsangs Forschungsmission.
Lobsang ist ein empfindungsfähiger Computer, der behauptet die Wiedergeburt eines tibetischen Motorradmechanikers zu sein. So gelang es ihm vor Gericht Menschenrechte für sich zu erstreiten. Inzwischen hat er Einfluss auf nahezu alle Computersysteme und den Wunsch herauszufinden, ob es ein Ende der Kette von Erden gibt oder wieso es sie überhaupt gibt. Lobsang lässt sich ein eisenfreies Flugschiff als Körper bauen und rekrutiert Joshua für seine Expeditionsreise. Da sie beide von den Nebenwirkungen des Steppens verschont bleiben, können sie in hoher Geschwindigkeit von einer Welt zur nächsten Reisen.
Auf ihrer Reise in Richtung Westen finden sie bald mehrere Arten von humanoiden Spezies, die wie Joshua in der Lage sind ohne Hilfsmittel zu steppen. Es scheint so, als wären diese Wesen die Grundlage für Legenden über Trolle und Elfen auf der Erde. Allerdings sind nur manche von ihnen friedfertig. Allen gemein scheint zu sein, dass sie sich derzeit vor etwas auf der Flucht befinden. Sie reisen teilweise in Panik in Richtung Osten und damit in Richtung der ursprünglichen Erde. Joshua und Lobsang wollen nun natürlich wissen, was die Kreaturen vor sich hertreibt. Dann treffen sie weit draußen, wo sie keine Menschen mehr erwarten, plötzlich auf Sally, die Tochter des verschwundenen Willis Linsay. Sie kennt sich nicht nur in der Gegend aus, sie kennt auch schnellere Arten der Fortbewegung durch die Welten.
Die Geschichte wird mit Hilfe von vielen Rückblicken erzählt. Teilweise weil sich Joshua an seine Vergangenheit erinnert, teilweise weil Lobsang ihm von seinen Rechercheergebnissen berichtet und dann noch, um zu zeigen, wie die Kolonialisierung der anderen Erden von statten ging und die Menschen und ihre Lebensweisen verändert hat. Regierungen versuchen die Kontrolle zu behalten und mit Hilfe von Einwohnern aus ihren eigenen Ländern Landstriche in den Parallelwelten zu kolonisieren. Verbrechern und Attentätern bieten sich völlig neue Möglichkeiten. Die Wirtschaft leidet unter dem plötzlichen Wegfall von Arbeitskräften und Rohstoffe verlieren enorm an Wert, da es möglich ist, von einem bekannten Fundort einfach ein paar Erden weiterzusteppen und dort die Rohstoffe erneut zu finden. Eltern, die ihr Leben auf einer anderen Erde erneut beginnen möchten, ziehen sogar in Erwägung ihre steppunfähigen Kinder zurückzulassen. Es bilden sich fanatische Gruppen unter den Zurückgebliebenen. Ähnlich wie bei der Kolonialisierung Nordamerikas ziehen kleine Gemeinschaften hunderttausende Erden weit, um dort von Grund auf ein neues Zuhause zu errichten.
The Long Earth / Die Lange Erde ist durchweg fesselnd. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie Joshua und Lobsang immer weitere Erden mit immer merkwürdigeren Spezies zu Gesicht bekommen. Und immer schweben Fragen im Raum wie: Gibt es ein Ende der Kette? Was veranlasst die Spezies zu ihrer Stampede in Richtung Osten? Wird es die Menschheit vernichten oder wird schon die Stampede selbst katastrophale Folgen haben? Einige, aber nicht alle Fragen sind am Ende des Buches aufgeklärt und in der unendlichen Welt der Long Earth ist noch eine Menge Platz für weitere unzählige Entdeckungen und Abenteuer. Ich für meinen Teil freue mich schon sehr auf eine weitere Forschungsreise von Joshua, Lobsang und Sally.
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