Retropolis, eine Stadt in der Zukunft mit dem Charme der Fünfziger. Sie ist Kilometer in die Breite und in die Höhe gewachsen. Ihre menschlichen und robotischen Bewohner bewegen sich mit Einschienenbahnen, Zeppelinen, Röhren und natürlich kleinen Raketen fort. Als Wissenschaftler ist man sehr wahrscheinlich verrückt.
Kelvin Kent, genannt Dash, ist ein Tausendsassa. Er bastelt gerade an seiner Karriere als freischaffender Abenteurer und arbeitet nebenbei als Hausmeister. Sein Vater hat Magazine mit Abenteuergeschichten verlegt und immer, wenn ihm etwas nicht plausibel vorkam, hat er es mit seinem Jungen ausprobiert. Falls es nicht funktioniert hat, mussten die Autoren ihre Geschichten umschreiben. So gelangte Dash an sein fundiertes und praxisnahes Wissen über Strahlenkanonen, Explosivstoffe und Raketen. Im Moment beschäftigen sich seine Aufträge leider nur mit dem Retten von Katzen, die die Priester des Spinnengottes regelmäßig auf den Mond entführen. Doch dann steht eines Tages Nola vor seiner Tür und möchte, dass Dash herausfindet, warum sie und ihre Kolleginnen ihre Jobs an den Vermittlungssteckpulten des Informationsnetzwerks verloren haben.
Dies führt Dash auf die Spur von Howard Pitt, dem berühmten Ingenieur, der für viele bedeutende Wunderwerke von Retropolis verantwortlich ist. Gerade eben hat er das Transportwesen der Stadt revolutioniert. Jetzt jedoch hat er sich angeblich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Dash und Nola finden heraus, dass er an einem gewaltigen, geheimen Projekt arbeitet und sehr ungehalten reagiert, wenn jemand in seinen Angelegenheiten herumschnüffelt. Schon bald ist den beiden ein gewaltiger Killerroboter auf den Fersen.
Auch Abner Perkins zieht sich den Unmut von Howard Pitt zu, indem er zu viele Fragen stellt. Abner ist aufgefallen, dass es nahezu unmöglich ist, Inertrium, das Metall, dass leichter als Luft ist und dank dem Retropolis so weit in die Höhe bauen kann, zu bestellen. Über viele Scheinfirmen wurde das Material in so großen Mengen aufgekauft, dass es für ein Gebilde gewaltigen Ausmaßes reichen würde.
Auch in der Robotergemeinschaft ist man dabei ein Rätsel aufzuklären. Roboter werden normalerweise von zertifizierten Produzenten hergestellt und erhalten einen Arbeitsvertrag, mit dem sie unter geregelten Bedingungen ihre Herstellungskosten zurückzahlen. Anschließend sind sie frei und können sich eine andere Stelle suchen, wenn sie dies möchten. Nun scheint jedoch jemand im großen Stil illegal Roboter aus Ersatzteilen herzustellen. Natürlich erfahren diese nicht einmal etwas von den Verträgen und Rechten, die ihnen zustehen, sondern werden wie Sklaven gehalten. Die Roboter sind davon gar nicht begeistert und suchen in der Stadt nach ihren illegal produzierten Brüdern.
Slaves of the Switchboard of Doom ist der erste Raypunk-Roman, den ich gelesen habe und ich werde in Zukunft die Augen nach weiteren Vertretern dieses in letzter Zeit insbesondere vom Steampunk verdrängten Nischengenres aushalten. Glücklicherweise hat Bradley W. Schenck bereits weitere Abenteuer in Retropolis angekündigt.
Retropolis gibt ein sehr interessantes Setting ab und bietet viel Potential für weitere unterhaltsame Geschichten. Die Stadt und ihr Flair erinnern ein wenig an eine Mischung aus Flash Gordon und Futurama.
Die Protagonisten des Buches sind sehr sympathisch und wirken angenehm locker. Der Antagonist wirkt anfangs nicht sonderlich bedrohlich, vor allem, da es lange dauert, bis die Helden endlich seinen Plan aufdecken. In einer Welt, in der Dash regelmäßig in einem mit Fallen gespickten Tempel auf dem Mond gegen die Anhänger eines Spinnengottes antritt, wirkt Howard Pitt zu wenig überzeichnet. Die Geschichte besteht aus vielen Handlungssträngen, die am Ende des Buches zwar alle zusammenlaufen, jedoch wird es im Verlauf der Handlung bei der Vielzahl der Charaktere schon mal etwas unübersichtlich.
Für ein Erstlingswerk ist Slaves of the Switchboard of Doom gut gelungen. Bradley W. Schenck schafft es viele Themen wie Freiheit, Selbstbestimmung und Zugehörigkeit in seiner Geschichte unterzubringen, ohne sie dabei zu sehr zu überladen.
Jedes der 21 Kapitel des Buches enthält jeweils eine vom Autor, einem professionellen Grafikdesigner, illustrierte Seite. Zudem gibt es Illustrationen der Hauptcharaktere vorne und hinten im Buch. Das ist etwas, was ich sehr gerne bei mehr Büchern sehen möchte. Die meisten Illustrationen hat Bradley W. Schenck auch farbig ins Internet gestellt.
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Slaves of the Switchboard of Doom