Es geschah einmal vor nicht allzu langer Zeit, da trafen sich ein paar Scheibenwelt-Junkies in Köln, um ihrer Lust zu frönen. Ein magischer Zwang zog sie mit aller Macht nach Köln (wie einige von ihnen zwei Tage davor schon nach Bonn). Sie wandelten unerkannt unter den Einheimischen und fielen nur gaaaanz selten durch ihr nicht ganz angepaßtes Verhalten auf.
Unter Führung unseres Leitwolfes machten wir uns straßenbahnfahrenderweise auf den Weg zum Ort des Geschehens: Einer verrufenen, gefährlichen Buchhandlung mitten in der Innenstadt. Da keiner ahnen konnte, was uns dort erwarten würde, also kehrten wir, nachdem auch Mala und Bephoe zu uns gestoßen waren, zur Stärkung des Selbstbewußtseins erst einmal beim Italiener ein, um dort ein wenig aufzufallen. Aber nur ein wenig, denn schließlich brauchten wir unsere Energie noch für die Lesung.
Mit Hilfe seines unfehlbaren Instinktes und zweifellos auch seiner langjährigen Ortskenntnis, brachte unser Leitwuschel uns schließlich mehr als rechtzeitig zu besagten Buchhandlung. Echte Pratchett-Fans zeichnen sich natürlich durch ein unverwüstliches Selbstbewußtsein und unendliche Dreistheit aus und demzufolge wunderte es auch bestimmt keinen Beobachter, daß sich sechs Vertreter dieser Spezies sofort anschickten, die Treppe, dem einzigen Zugang zur Lesung zu besetzten, um nur noch Personal und den Laden noch verlassene Kunden durchzulassen.
Glücklicherweise konnte aus dieser Position auch die versuchte Entsorgung der Werbeposter der Lesung beobachtet und glücklicherweise auch verhindert werden. (Wir haben sie uns gekrallt, Leute!!!)
Dann war es soweit: Aus unserer Startposition stürmte unsere 6-köpfige Gang... nun, in die erste Reihe, wohin sonst!? Einem glücklichen Zufall war es zu verdanken, daß nicht nur wir in besagter ersten Reihe saßen, sondern auch eine Reporterin des Radiosenders "EinsLive", die von uns auch sofort mit einem Flyer versorgt und für ein späteres Interview mit dem Thema "Der offizielle inoffizielle Terry Pratchett Fanclub" verpflichtet wurde.
Als Terry dann endlich auf der Bühne erschien (die Etage platzte inzwischen aus allen Nähten), galt sein erster, vernichtender Blick den grellen und sicherlich auch ziemlich warmen Scheinwerfern (Ich bin sicher, auch er hätte die Lesungen lieber in der "ruhigen Abgeschiedenheit" der Trommel durchgezogen). Eine gewisse Verlegenheit machte sich bei dem Tresenpersonal breit, als sich Terry über den niedrigen Alkoholgehalt des eilends vor ihm hingestellten Mineralwassers beschwerte. Dem Umstand konnte jedoch schnell durch ein kühles Weizenbier abgeholfen werden. Gutgelaunt begann er dann (wahrscheinlich vom Weizenbier inspiriert) sich über seine gerade verzehrten deutschen (Weiß-) Würste und den dazugehörigen (süßen) Senf auszulassen, den man seiner Ansicht nach lieber 'Jam' hätte nennen sollen.
Er fuhr nun fort, über sein Leben als Autor und seine Arbeitstage zu erzählen und begann schon nach kurzer Zeit, Fragen zu beantworten.
Zitat: "After the usual 5 seconds of intimidating silence I will take the first question!" Diese führten uns über einen halbwegs erotischen Abstecher nach Lancre und zu Nanny Ogg, seine Zeit als Pressesprecher eines Atomreaktors zu dem immer wieder beliebtem Thema "Übersetzungen".
Es konnte letztendes kein hundertprozentiger Konsens gefunden werden, doch versprach Terry, zumindest wegen der Titel ein Wörtchen mit dem Übersetzer zu reden. Trotzdem (und der Autor dieses Artikels möchte sich dieser Meinung anschließen) sagte Terry nachdrücklich und belegte dieses auch sowohl mit Titeln, daß er immer noch der Meinung ist, daß der Übersetzter im Hinblick auf die Umsetzung des britischen Humors sein bestes gäbe und er sich der Schwierigkeit dieses Jobs durchaus bewußt wäre.
Dann begann das große Finale: Die Signierstunde. Die von ihm geforderte Schlange war zwar mehr eine hin und her wogende Masse, doch auch hier gelang es uns wieder, ganz vorne mitzumischen. Kurz nachdem der erste Ansturm vorbei war, kam dann das erstaunlich lange dauernde Interview mit Mala und Bephoe, welches angeblich am nächsten Morgen in die Berichterstattung über die Lesung mit eingebracht werden sollte. Leider hatte der einzige von uns, der in der Lage gewesen wäre, diesem Sender zu empfangen, kein Tapedeck und so können wir leider keinen Mitschnitt liefern. :o(
Als sich die Lage an Terrys Tisch dann wieder etwas beruhigt hatte, kam unser "Rudel", wieder unter Führung unseres Kölner Leitvus noch einmal mit Terry ins Gespräch in dessen Verlauf er uns folgendes Versprechen machte:
Sollten wir es irgendwann einmal schaffen, eine 'Convention' auf die Beine zu stellen. Würde er auf seine Kosten nach Deutschland kommen und ohne Honorar den Veranstaltungen beizuwohnen. Nur für die Unterkunft müßten wir Sorgen. ;o)) Der krönenden Abschluß war noch die Rettung eines RIESENPLAKATES (DIN-A-0 Größe auf Karton geklebt) vor dem bösen Reiswolf. Hiermit haben Mala und ich dem armen, schon halb aufgelösten Terry erst einmal frische Luft zugefächelt und es ihm dann zum Signieren auf den Tisch geknallt. ;o) Dieses Plakat hat Mal zur Zeit in Verwahrung und es soll irgendwann im (noch zu bauenden Klubhaus) aufgehängt werden.
In gemütlicher Runde haben wir den Abend dann gemeinsam ausklingen lassen. Fazit: Eine Terry Pratchett Lesung ist immer eine Reise wert!!!
© 2024 Dirk Uschpalt